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Der Kerry-Blue-Terrier im Agility

Diesen Beitrag habe ich auf Anregung unserer Rassebeauftragten hin verfaßt, um insbesondere darzustellen, welche Herausforderungen dieser Sport stellt und welche Qualitäten der Kerry-Blue-Terrier dafür mitbringt. Zum eigenen Hintergrund: Wir halten in der Familie seit ca. 30 Jahren ausschließlich Rüden „unserer“ Rasse, wobei immer mindestens 2 Tiere miteinander (friedlich!) leben. Seit 8 Jahren betreibe ich intensiv die Hundesportart AGILITY.

Um die Antwort vorweg zu nehmen: Der (gesunde) Kerry ist für hundesportliche Aktivitäten absolut geeignet; auch noch im fortgeschrittenen Alter! Jeder Hund nimmt alle Art von „geistiger“ Betätigung nur allzu gern auf, wodurch die Teambeziehung gefördert wird.

Obwohl aus unterschiedlichsten Zuchtlinien stammend, waren alle meine Kerrys von ihrem Charakter her feinfühlig und leicht erregbar. Das macht sie zu einem verlässlichen Partner und für den Hundesport geradezu ideal geeignet. Probieren Sie es aus und sie werden überrascht und begeistert sein, zu was ihr Hund alles in der Lage ist und wie sehr es ihr „Hundeleben“ bereichert!

Agility - was ist das?

Was Agility ist, welche Hindernisse es gibt und wie das Regelwerk aussieht, läßt sich allenthalben nachlesen, weshalb ich hier andere Darstellungsschwerpunkte setzen möchte.

Kurz gesagt muß der Hund beim Agility auf einem Parcours Hindernisse unterschiedlicher Art in einer festgelegten Abfolge möglichst schnell und fehlerfrei überwinden. Dabei darf er vom Hundeführer durch Zeichen oder Kommandos unterstützt werden. Im Ergebnis zählt ausschließlich die Leistung des Hundes (Zeit und etwaige Fehler). Entsprechend dem Reglement hat der Kerry aufgrund seiner Größe das Los, sich mit Border Collies, Malinois, Tervueren, Australien Shepherd, etc. messen zu müssen und startet bei Turnieren in der Klasse „large“ = 60 cm Sprunghöhe.

Der besondere Reiz von Agility liegt für mich darin, daß Hund und Hundeführer sich nicht darauf einrichten können, welche Geräte zum Einsatz kommen und wie die Abfolge vorgeschrieben sein wird. Dies ist einerseits von der Leistungsklasse abhängig, unterliegt dabei jedoch immer der Phantasie und Kreativität des Leistungsrichters. Damit ist jeder Parcours eine neue Herausforderung, und das macht diese dynamische Sportart so äußerst spannend.

Da es also keine planbaren Abläufe gibt, müssen Hund und Hundeführer in Training und Wettbewerb höchst konzentriert und aufmerksam sein. So wachsen sie mit der Zeit zu einem „eingespielten Team“, bei dem beide Partner erkennen, was der andere anstrebt. Im Wettbewerb hat der Hundeführer in der Regel 5 Minuten Zeit, um sich den Parcoursverlauf im Rahmen einer Begehung einzuprägen. Dabei muß er unter Berücksichtigung des eigenen Laufvermögens und dem Ausbildungsgrad seines Hundes einen möglichst ökonomischen und schnellen aber auch „sicheren“ Weg wählen. Man sieht: Agility fördert neben führerischen Qualitäten, körperliche Fitness, intellektuelle und kognitive Fähigkeiten nebst mentaler Stärke.

Spaßfaktor

AGILITY IS FUN“ lautet ein Motto, dessen Philosophie ich erst nach längerer Zeit verstanden und für mich verinnerlicht habe. Ohne die Konsequenz in der Ausbildung zu vernachlässigen, steht beim AGILITY der Spaß im Vordergrund - und zwar in erster Linie für den Hund! Wenn ich unserem Partner vermitteln kann, daß er etwas richtig, bzw. gut gemacht hat, wird er seine Rolle mit aller Hingabe, zu der er fähig ist, immer wieder begeistert erfüllen. Ich war immer gut beraten, die Fehler meines Hundes zu ignorieren und die erfüllte Aufgabe (richtig ausgeführte Übung) nachdrücklich bis überschwänglich zu (be-)loben. Auch das mit der „honigsüßen Stimme“ habe ich erst mühsam lernen müssen…. und es hat sich ausgezahlt! Übrigens: Fehler macht immer der Hundeführer, nicht Ihr Hund!

Ausbildung

Wie bereits ausgeführt, bringt der Kerry-Blue-Terrier von seiner ursprünglichen Bestimmung her gute Anlagen zur sportlichen Betätigung mit. Als ich mich entschlossen habe mit dem Hundesport anzufangen, konnten mein Hund und ich mangels Vergleichmöglichkeiten nicht ahnen, wie viele ungeeignete Vereine und unqualifizierte „Ausbilder“, bzw. „Trainer“ es gibt. Mein Rat an dieser Stelle: Entscheiden Sie sich nach Möglichkeit für einen Verein, der nur diese Sportart vermittelt, bzw. bei dem Agility die gleiche Wertschätzung hat, wie andere Ausbildungssparten. Meiden Sie Vereine, in denen außer mit Lob und positiver Bestätigung mit Zwangsmitteln “gearbeitet“ wird. Ich zitiere in diesem Zusammenhang gerne den von Ausbildern beschönigten „Leinenruck“!

Da es beim Agility –wie erwähnt- „den Parcours“ nicht gibt, wird sich die Ausbildung schwerpunktmäßig zunächst auf das separate Kennenlernen der Geräte beschränken. Im Gegensatz zum Sprung läuft nicht jeder Hund sofort unbefangen über einen Steg, die A-Wand, Wippe oder gar den Slalom. Hier wird der Hund nach und nach mit den einzelnen Geräten vertraut gemacht. Das Erlernen unterschiedlicher Führtechniken zur ökonomischen Parcoursbewältigung braucht seine Zeit. Haben Sie mit sich selbst Geduld! Sie werden bei fortgeschrittenem Ausbildungsstand feststellen, über ein völlig neues Körpergefühl zu verfügen.

Übrigens: Das wölfische Erbe, Umgebungsbewegungen äußerst sensibel wahrzunehmen, um ihnen eine eindeutige Bedeutung zuzumessen, macht man sich beim AGI-Training zunutze. Es sind weniger die Kommandos, sondern vorwiegend die „Sichtzeichen“, auf die der Hund reagiert. Es erstaunt immer wieder, dass Hunde sie wahrnehmen können, auch wenn sie vorweg laufen. Körperspannung und eindeutige Körpersprache sind das Geheimnis des Erfolgs!

Problemzonen

Es gibt unterschiedliche Methoden, die Hunde an die beim Agility gebräuchlichen Hindernisse heran zu führen. Nur zu gerne geht mit unserem Partner das Temperament durch, wenn er z.B. die sogenannten Kontaktzonengeräte (Wippe, Steg, A-Wand) überwinden soll, wobei das Reglement vorschreibt, daß der Hund beim Auf-, bzw. Abgang die markierten Bereiche zumindest mit einer Pfote berühren muß. Insbesondere beim Abgang “schlampt“ der triebige Hund und heimst sich dabei häufig unnötige Fehlerpunkte ein. Bestehen Sie darauf, daß Ihr Hund am Abgang mit den Hinterpfoten auf dem Hindernis verharrt. Ob mit „Klicker“ oder „Target“ -wie auch immer- Lob und Beharrlichkeit sind auch hier das Erfolgsrezept in der Ausbildung.

Slalom

Trainingsziel ist, den Hund die Slalomstangen selbständig arbeiten zu lassen; ob links oder rechts geführt; in Idealfall sogar auf Distanz durch bloßen Zuruf. Beim Training dieses Hindernisses haben Sie ebenfalls die Möglichkeit, auf mehreren Wegen, z. T. mit Unterstützung von technischen Hilfsmitteln, das Trainingsziel zu erreichen. Zum Glück hat der Kerry ein kurzes Gebäude, so muß er sich nicht schlangengleich um die Stangen krümmen. Achten Sie darauf, daß Ihr Trainingsgerät den vorgeschriebenen Stangenabstand von 60 cm hat!

Sprunghindernisse

Ohne je zu „besonderen“ Trainingsmethoden gegriffen zu haben kenne ich von meinen Kerrys „Stangenwerfen“ nicht. Daß der Junghund im Rahmen erster Führigkeitsübungen nur um Pylonen, bzw. über am Boden liegende Stangen geführt wird, sollte sich von selbst verstehen. „Richtig“ springen (60-65 cm) darf er bei mir erst nach dem Ergebnis der HD-Untersuchung.

Ausbildungsbeginn

In diesem Zusammenhang ergibt sich die Frage, in welchem Alter man mit dem Agility Training überhaupt anfangen kann. Meiner Meinung nach darf man durchaus mit Junghunden (6 Mon.) kurze spielerische Übungen machen. Man kann das Selbstvertrauen bereits in diesem Alter auch schon durch Führen an der Leine über (niedrig gelegte) Kontaktzonenhindernisse stärken. Auch der ältere Hund kann Agility noch erlernen und dabei erfolgreich sein.

Weniger ist mehr!

Kompetente Trainer haben mich zur Einsicht gebracht, daß durch Pausen unterbrochene kurze Trainingseinheiten beim Hund den besten Lernerfolg haben. Ich übe mit meinem Hund 1 bis 2 x wöchentlich je ca. 15 Minuten. Wenn eine neue Lektion gelingt, sollte mit diesem Erfolg abgeschlossen und überschwänglich gelobt werden.

Grenzen

Irgendwann ist es dann einmal soweit. Sie haben Ihren Hund gut ausgebildet und nehmen an Ihrem ersten Turnier teil. Alles läuft bestens und Sie vergessen in Ihrer Aufregung auch nicht den Parcoursverlauf, so daß Ihr Hund fehlerfrei ins Ziel läuft. Seien Sie nicht enttäuscht, daß Ihnen die Border Collies „die Zeit kaputt“ machen. Leider sind unserer Rasse hier anatomische Grenzen gesetzt. Die Chance liegt darin, insbesondere bei engem Parcoursverlauf führtechnisch besser zu sein und dann der Konkurrenz „die Kralle“ zeigen zu können.

Es gibt allerdings auch ein kleines „Haar in der Suppe“. Hundesportliche Aktivitäten sind Ausstellungskarrieren nicht gerade förderlich; so haben meine Lieben aus pflegerischen Gründen zwar immer noch das weitgehend rassetypisches Aussehen, sind aber mittlerweile zu einer „flotten Variante“ mutiert.

Damit will ich meine AGILITY HYMNE beenden und hoffe, Sie mit dem AGI-Virus angesteckt zu haben. Versuchen Sie’s doch auch einmal. Ich verspreche Ihnen trotz gelegentlicher Rückschläge jede Menge Glückshormone – für beide Seiten!

Zwei Hinweise noch: Die Teilnahme an Turnieren erfordert den einmaligen Nachweis der Begleithundeprüfung. Die erforderliche Leistungskarte kann beim KfT erlangt werden. Bei der Teilnahme am ersten Wettbewerb wird der Hund eingemessen und damit festgelegt, in welcher Größenklasse er künftig starten muss

 

Reinhard Krüger

im Februar 2011

 

Nachtrag 10/2023: Neben anderweitigen Regeländerungen wurde zwischenzeitlich auch die Größenklasse „Intermediate“ eingeführt Die Widerristhöhe darf 48 cm nicht übersteigen. Unseren Kerrys ist das zumeist wenig hilfreich. Die meisten Vertreter müssen sich deshalb nach wie vor mit Border-Collies und Co messen.

In den vielen Jahren meines AGI-Daseins habe ich mit unseren Kerrys wiederholt den KfT-Klubsieger Titel errungen und war auch bei DVG-Wettbewerben im Konkurrenz mit anderen Rassen recht erfolgreich. Ich habe mich mehrfach für die Teilnahme an Deutschen Meisterschaften qualifiziert, dort aber „vorne“ nie mitspielen können. Meinen größten Erfolg rechne ich mir mit dem Titelgewinn „DVG-Landesmeister“ vor etlichen Jahren mit unserem „Mika“ zu, wo ich Border und Co hinter mir lassen konnte. Das Geheimnis: Nicht die absolute Geschwindigkeit, sondern ein fehlerfreier Lauf ist zumeist entscheidend!

Nachfolgend einige Links rund um's Agility und andere Hundesportarten:

https://www.dvg-hundesport.de/home/sportarten/agility.17d.de.html (DVG Hundesportseite mit allgemeinen Infos)

https://www.webmelden.de/listeagi.php (Ausschreibungen/Termine, wichtig auch für Interessenten, die einen kompetenten Verein in ihrer Nähe suchen)

https://sport.raadvanbeheer.nl/kalender (Termine -NL)

https://www.vdh.de/ueber-den-vdh/satzung-ordnungen/ (Downloadseite, u.a. VDH-Prüfungsordnung Agility)

https://www.dhv-hundesport.de/hundesport/agility/agility__information (DHV.Infoseite zum Hundesport)